Das Leben geht auch ohne Studium weiter

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Das Leben geht auch ohne Studium weiter
Irgendwie muss ich gestehen, ich weiß gar nicht, was mich dazu reitet, diesen Beitrag hier zu verfassen - vermutlich ist das ein wenig so der Gedanke an meine Studienzeit damals und der Nostalgie-Vibe, der dann wieder hochkommt, wenn man sich die alten Beiträge so durchliest (für welche man sich heute in Grund und Boden schämt, weil man ja mit Anfang 20 meint, man hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen… - sorry an alle, die ich damals hier irgendwie etwas infantil und unnötig angegangen bin!)

Wie auch immer: Ich kann mir gut vorstellen, dass es einige hier gibt, die sich im Leben bis zum Abitur durchgeschlagen haben und noch voller Elan ins Studium gestartet sind, nur um dann irgendwie festzustellen, dass es einem doch nicht liegt. Bei mir hat das ganze gut fünf Semester gebraucht, bis ich das endgültig realisiert hatte bzw. wahrhaben wollte. Aber fangen wir mal mit meiner ganzen Geschichte an:

Angefangen habe ich im Wintersemester 2014 mit einem Studium der Wirtschaftsinformatik - damals frisch in die eigene Wohnung in Fürth gezogen, meine damalige Freundin ist nach Erlangen gezogen. Dann im Studium zwar ein paar wenige, dafür aber echt nette Leute kennengelernt, aber ich würde nicht sagen, dass ich jemals wirklich Anschluss gefunden habe. Wobei ich die Schuld hier auch zu großen Teilen auf mich selbst schieben muss, da ich eigentlich alle studentischen Angebote, irgendwie mal Anschluss zu finden, damals ausschlug. Auch hatte man an der WiSo immer das Gefühl, dass man als Informatiker eher nicht so kompatibel mit anderen Studenten dort ist, weil man irgendwie zu nerdig war - während man an der TechFak gefühlt die Lachnummer des ganzen Campus war, weil man ja “nur” Wirtschaftsinformatik studiert. Generell habe ich so das Gefühl gehabt, dass Wirtschaftsinformatik-Studenten es irgendwie (zumindest damals, subjektiv wahrgenommen) ein wenig schwer hatten, weil die Vorurteile und das Gerede halt groß war, was dann auch manchmal zu unangenehmen Situationen führte.

Wie viele Erststudenten konnte auch ich mit der Freiheit damals absolut nicht umgehen: Vorlesungen wurden gestrichen, ebenso wie alle freiwilligen Übungen. Klausuren geschoben, mit dem Gedanken, man würde es ja nächstes Semester machen, um sich dann im dritten Semester gerade mal mit der GOP und weniger anderer Module zu finden. Irgendwie machte mir das ganze - bis auf die Übungen in AuD und PFP - auch echt keinen Spaß und ich habe damals nicht verstanden, warum man den ganzen Krams in AuD so macht und wozu man das braucht - das kam erst durch den Job und sehr viel Eigeninitiative.

Dann kam natürlich noch was kommen musste: Beziehung ging in die Brüche, noch ein wenig anderes persönliches Unglück dazu, Rezidiv in eine schweren Depression und dann zwei Semester (4 & 5) effektiv nur noch zu Hause verbracht und die Tage irgendwie rumgebracht - meist halt gezockt, geschlafen oder irgendwelche Serien gesuchtet. Damals auch zu viel Angst gehabt, irgendwelche Hilfe in Anspruch zu nehmen und am Ende des fünften Semesters war ich - nennen wir es einfach mal sehr am Boden. Was ich damit ausdrücken möchte, kann sich jeder hoffentlich denken, ohne, dass ich es artikulieren muss. Seit 2017 bin nunmehr in psychiatrischer Behandlung (leider nach wie vor ohne Remission) und mir hat meine Psychiaterin damals dazu geraten, dass ich das Studium abbrechen soll und ggf. eine Ausbildung machen soll. Das habe ich dann auch gemacht (mitunter auch weil mir Theoretische Informatik den Rest gab) und 2017 entsprechend eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung gemacht - zum Glück bei einem Unternehmen, dass die Ausbildung recht frei gestaltet hatte. Viel gelernt habe ich hauptsächlich dadurch, indem man einfach mal programmiert und Dinge umsetzt. Die Ausbildung habe ich 2019 abgeschlossen und arbeite seit 2019 bei einem mittelständischen Unternehmen als Full-Stack-Webentwickler (inkl. Serveradministration), der den ganzen Bereich dort mehr oder minder leitet.

Sicherlich: Man kann mit einem abgeschlossenen Studium deutlich mehr verdienen, hat Zugang zu anderen Jobs mit ggf. mehr Verantwortung und technischer Tiefe. Aber ich habe für mich gemerkt, dass ich das nicht brauche und eigentlich auch nicht möchte.

Mich plagt auch heute noch - vier Jahre später - immer noch ein wenig der Gedanke, dass ich ein Versager sei - und im Bezug auf das Studium stimmt das auch. Aber es ist nichts Falsches daran, auch mal einen anderen Weg im Leben zu geben, als den, welchen man sich in jungen Jahren eingebildet hat. Es ist ok, auch mal zu versagen. Und das ist so mehr oder minder das, was mich mein fehlgeschlagenes Studium lehrte.

Und ich kann euch auch nur dazu raten, euch rechtzeitig Hilfe zu holen, wenn ihr merkt, dass ihr psychisch abbaut - wenn ich mich richtig entsinne, gibt es an der FAU auch dedizierte Stellen dafür.

In dem Sinne: Das Leben geht weiter, auch, wenn das Studium nichts für euch sein sollte.

(Da ich nicht weiß, wie die Mehrheit hier im Jahre 2021 tickt: Mir geht es absolut nicht um Selbstdarstellung, Mitleid oder Sonstiges. Ich habe nur das Gefühl, mir hätte es gut getan, wenn ich damals solche Worte gelesen hätte - das ist meine einzige Intention dahinter)

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Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst.

Ich sehe deinen Beitrag auf jeden Fall als Bereicherung für das Forum. Oben am Post sieht man auch, dass mind. 12 andere Personen das ähnlich sehen (bin mir nicht sicher ob in allen Foren-Themes).

Wie lange musstest du suchen/telefonieren um etwas zu finden, bzw. wie war die Suche so allgemein? Insbesondere wenn dieser Teil schwieriger war, würde mich mehr dazu interessieren. Könnte vielleicht auch für andere hilfreich sein, verschiedene Erfahrungen zur Suche zu lesen.

Mich hat die Suche während meiner Masterarbeit erstmal viel Kraft gekostet. Schnell möglich war etwas bei der Psychologisch-Psychotherapeutischen Beratungsstelle vom Studentenwerk Erlangen. Leider hatte ich nicht den Eindruck, dass mir der mir zugeteilte Therapeut gut bei meinem Problem helfen kann. Wobei ich das nicht ihm ankreiden würde, manchmal passt einfach die Konstellation aus Problemsituation, Klient und Therapeut nicht. Ich würde es trotzdem als Anlaufstelle weiterempfehlen.

Richtig anstrengend war aber die Suche danach: Kann mich noch an meine Strichliste erinnern, die viel zuviele Striche gesammelt hat bei „Aufnahmestopp“, „ausgebucht für >3 Monate“, „nur Privatpatienten und Selbstzahler“. Jeder Anruf zermürbender als der vorherige.

Habe irgendwann eine Praxis gefunden, wo mir auf Grund deren Spezialisierung zwar nicht direkt weitergeholfen werden konnte, aber man konnte mir bei der Einordnung meines Problemes, den ersten Schritten meiner weiteren Suche, mit ergänzender Beratung und später mit einem Attest weiterhelfen. (Das Attest hat bei der Beantragung zur Verlängerung der Bearbeitungszeit geholfen um so einen Teil der verlorenen Zeit auszugleichen). Dazwischen habe irgendwann doch eine Therapeutin gefunden, die noch Kassenpatienten genommen hat. Leider war das eine völlige Katastrophe, die beim 3. Termin mit „ich glaube ich komme nicht mehr“ - „ja, das wollte ich Ihnen auch schon vorschlagen“ geendet hat (hier würde ich es sehr klar der Therapeutin ankreiden, dass kein sinnvolles Ergebnis möglich war). Irgendwann habe ich dann auf persönliche Empfehlung doch eine Therapeutin gefunden mit der ich arbeiten konnte. Das war leider eine Selbstzahler-Lösung, sie hatte keine klassische Ausbildung und ihr Hintergrund war mit eigentlich zu esoterisch. Aber ich war verzweifelt und sie hatte instiktiv gute Ideen, die zur aktuellen Situation passten und für mich erstmal gut funktioniert haben. Zur Not hätte ich noch eine Alternative mit Kassenabrechnung gehabt, die aber erst ein paar Wochen später freie Termine hatte. Letztendlich war es für mich der rettende Strohhalm um das zuvor gut laufende Studium nicht ganz knapp vor Ende aufgeben zu müssen sondern mit Abschluss beenden zu können. Mir geht’s auch nicht um das konkrete Ergebniss in meinem Fall, sondern darum, dass überhaupt wieder irgendein Weg vorwärts möglich war.

Stimme dir zu. Und auch wenn die Suche und die ersten Erfahrungen bei mir der Horror waren, letztendlich hat es sich gelohnt die Suche nicht aufzugeben.

Danke nochmal für deinen Beitrag und alles gute für deinen weiteren Weg!

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[quote=johnLate]Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. […]
Ich sehe deinen Beitrag auf jeden Fall als Bereicherung für das Forum. Oben am Post sieht man auch, dass mind. 12 andere Personen das ähnlich sehen (bin mir nicht sicher ob in allen Foren-Themes).
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Sehr gerne! Das ist schön zu hören - ich hoffe nur, dass die ganzen +1 nicht daher kommen, dass sich viele Personen in einer ähnlichen Situation befinden / befunden haben.

Das muss man in zwei Kategorien einteilen an der Stelle: Die psychiatrische Seite (Behandlung der psychischen Krankheiten durch z.B. Antidepressiva) und die psychologische Seite (Behandlung der psychischen Krankheiten durch Therapien wie z.B. Verhaltenstherapie / tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie).

Die psychiatrische Seite war recht einfach und unkompliziert: Hier gibt es einige Praxen und ich habe mich damals ehrlich gesagt ein wenig an Jameda orientiert und bin dann erstmal die Praxen in Fürth abgeklappert. Dort betrug im November 2017 die Wartezeit für einen Termin zwischen drei und fünf Monaten. In Nürnberg fand ich eine Praxis, die mich dann in zwei Monaten bereits mit einem Termin bedienen konnte und dabei hatte ich es dann belassen. Tatsächlich war die größte Überwindung für mich, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und das ganze telefonisch zu machen. Es gibt aber mittlerweile bei einigen Praxen zum Glück auch die Möglichkeit, Termine per E-Mail zu vereinbaren. Das dürfte vor allem bei der Ablehnung bzw. inneren Angst gegenüber der Inanspruchnahme von Hilfe für viele auch ein gangbarer Weg sein. Außerdem besteht auch die Möglichkeit, eine psychosomatische Grundversorgung z.B. bei seinem Hausarzt zu bekommen - insofern er dies macht und insofern man einen Hausarzt hat.

Das Problem an der psychiatrischen Seite ist, dass Antidepressiva nicht jedem helfen, sondern nur ungefähr 33 %. Deswegen sage ich auch immer, dass es wichtig ist, nicht all seine Hoffnungen in Tabletten zu setzen. Zumal die meisten Antidepressiva auch mit vielen Nebenwirkungen daherkommen. Ich persönlich habe mittlerweile 22 Medikamente verschiedener Wirkstoffklassen durch, ohne, dass eines davon zu einer nennenswerten Linderung der Symptome auf lange Frist führte. Dafür lassen sich Schlafprobleme und Ruhelosigkeit hier auch oft gut behandeln.

Es gibt auch noch alternative Verfahren wie z.B. die Elektrokonvulsionstherapie und die Transkranielle Magnetstimulation - bei beiden habe ich jedoch keine Erfahrung gesammelt, da ich mich vor der EKT etwas fürchte und die TMS nicht zwangsläufig von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen wird.

Die psychologische Seite hingegen ist leider extrem schwierig. Wir haben in Deutschland einen akuten Mangel an niedergelassenen Psychotherapeuten und dann braucht man als Student i.d.R. ja auch noch einen mit Kassenzulassung. Ich habe das irgendwann dann aufgegeben. Ich war in der psychiatrischen Institutsambulanz in Fürth (gehört zur Klinik am Europakanal bzw. der Bezirksklinik Mittelfranken) für ungefähr 9 Monate in einer Verhaltenstherapie, die Gespräche taten mir auch jedes Mal eigentlich gut, aber richtige Besserung konnte ich dadurch auch nicht erreichen und bei einer Verschlechterung der Stimmung war meine Psychologin irgendwie (leider) auch keine Hilfe. Diese ambulante Therapie in der PIA ist jedoch bei weitem lückenhafter, als es eine richtige Psychotherapie ist - dafür bekommt man hier i.d.R. in absehbarer Zeit Angebote. Nur habe ich für mich einfach das Problem, dass die Suche nach einem Platz anstrengend ist, man auf Anrufbeantworter spricht und trotzdem keine Rückmeldungen erhält. Auch die Terminvergabestellen der Krankenkassen und KVB waren keine Hilfe. Oftmals bekommt man hier nur Erstgespräche und wenn richtige Therapieplätze vermittelt werden, sind das welche, die bei Jameda, Google usw. in den Bewertungen auch entsprechend niedrig sind - der von meiner Krankenkasse (Audi BKK) vermittelte Therapeut hat auf Jameda eine 4,1 (Schulnote) und auf Google 2,5 Sterne. Und die Bewertungen haben sich für mich so extrem abschreckend angehört, sodass ich den Termin im Endeffekt nicht ausgemacht habe. Bei meinem Erstgespräch bei einem niedergelassenen Verhaltenstherapeuten war von Wartezeiten von bis zu zwei Jahren die Rede.

Am Einfachsten ist vermutlich noch die Mischung aus beiden in Form eines Psychiatrieaufenthalts oder der Anmeldung in einer Tagesklinik. Ich war wegen akuter Selbstgefährdung freiwillig am Europakanal in der geschlossenen Psychiatrie und dann in der offenen Psychiatrie - für mich war das nichts und ich war nach 10 Tagen froh, meine Freiheit wieder zu haben. Für die Krise war es das wert - aber ich wüsste nicht, ob ich nicht total abgebaut hätte, wenn sich Arbeitskollegen nicht entsprechend die Zeit genommen hätten, extra von Fürth/Nürnberg zum Europakanal zu fahren, um mich zu besuchen. Das war irgendwie das, was mir wohl an der Zeit am Besten tat. Aber ich denke, hier tickt auch jeder anders. Aber im Grunde: Wenn man am Abgrund steht, hat man nichts mehr zu verlieren. Und bevor man etwas Dummes tut, sollte man in meinen Augen das Angebot auch nutzen. Eine akute suizidale Krise mit entsprechenden (ernsten) Absichten zählt im Übrigen als medizinischer Notfall und rechtfertigt auch das Wählen des Notrufs.

Wichtig ist halt, dass man auch zu seinen behandelnden Ärztinnen und Psychologinnen entsprechend ehrlich ist. Es ist kein Problem, offen über Suizidgedanken und deren Ausprägungen zu sprechen - man muss hier nicht direkt eine Zwangseinweisung oder ähnliches befürchten.

In einer Akutsituation ist denke ich mal fast jede Therapie besser, als keine. Bin da also bei dir, als erster Schritt ist das sicherlich nichts Falsches.

Exakt das ist es leider.

Ja, das erinnert mich auch ein wenig an die Therapeutin in der PIA bei mir. Wir hatten zwar mehrere Termine, aber als es bei mir akut schlechter wurde, war irgendwie von ihr kein Input mehr da und sie konnte mir einfach nicht weiterhelfen, da die meisten Maßnahmen von ihr keine Besserung erzielten. Aber wenn man dann schon von seiner Psychologin bemitleidet wird - nunja, dann kann man sich den Termin dort halt leider auch sparen. Das ist einfach ein extrem schwieriges Feld und die Suche nach einem richtigen (freien) Therapeuten wohl schwerer, als die AuD-Klausur für Leute, die gerade erst in die Programmierung eingestiegen sind. Mit dem Esoterik-Zeug wäre ich da generell sehr sehr vorsichtig - aber wenn es dir geholfen hat, dann ist das die Hauptsache. Aber generell sollte man gerade in einem so vulnerablen Zustand auch aufpassen, welche Leute man wie an sich heranlässt. Auch mahne ich ein wenig davor, einen zu offenen Umgang damit zu pflegen. Ich gehe mit meiner Depression recht offen um, halte sie im Berufsleben aber mittlerweile raus, da sie mich der offene Umgang wohl nach der Ausbildung die Übernahme gekostet hatte. Auch halte ich es für wichtig, die Depression oder seine psychischen Erkrankungen bei neuen sozialen Kontakten nicht als die definierende Eigenschaft zu zeigen - leider wissen eben auch viele Menschen nicht, wie sie mit solchen Leuten in akuten Krisen dann umzugehen haben. Verständlich: Es ist einfach zu einfach, das Falsche zu tun.

So ist es - es ist ein anstrengender, kraftraubender Kampf - aber im Endeffekt lohnt es sich, Widerstand gegenüber seinen psychischen Erkrankungen zu zeigen. Im Endeffekt hat mir im Moment ein neuer Freundeskreis zu einer Besserung verholfen. Aber leider gibt es auch hier kein Patentrezept, das für jeden funktioniert.

Vielen Dank Dir für Deine Antwort - ich wünsche Dir exakt das Gleiche! :slight_smile:

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Ich vermute das größere Problem ist der Mangel an Kassensitzen. Bei der einen erwähnten Praxis, die mir zumindest begleitend weitergeholfen hat, hieß es viel später: „es tut uns leid, wir haben unseren Kassensitz abgegeben - aber ich kann ihnen die Nummer des Kollegen geben“ (der war natürlich komplett ausgebucht).

Den Begriff hatte ich zuvor noch nie gehört und habe dann etwas recherchiert. Also die Grundidee mag ja gut sein, dass man allgemein bzw. am Land keine unterversorgen Gebiete und in den Ballungszentren keine überversorgen Gebiete schaffen will. Aber es ist doch ein richtig krankes System, wenn die Grundlagen dafür vor 20 Jahren festgelegt, bis heute nicht sinnvoll überarbeitet wurden und jetzt alteingesessene auf „nur noch Privatpatienten“ umsteigen, während die neuen ihnen den Kassensitz für 60.000-200.000€ abkaufen müssen… und die Klienten können ihre Wartezeit immer mehr in Semestern zählen… :nuts:

Stimme dir absolut zu. Ohne die persönliche Empfehlung einer Bekannten wäre ich auch niemals dort hin. War auch bereit, es nach dem ersten (kostenfreien) Termin sein zu lassen und weiterzusuchen. Ich konnte mich mit ihr darauf einigen, dass sie mir nicht mehr beiläufig „erklärt“ warum/wie ihre Ideen funktionieren (aus meiner Sicht waren die Erklärungen auch nicht stimmig/haltbar). Ich denke, die wesentlichen Punkte waren auch nicht in ihrem Hintergrund, sondern dass ich jemanden hatte, der mich und mein Problem wirklich erst genommen hat, dass die Methode kein Schema F sondern genaues Hinschauen war, dass Ideen nicht nur „Hausaufgaben“ waren, sondern viel im/beim Gespräch noch ausprobiert wurde, und, der wichtigste Punkt: wenn etwas nicht geklappt hat, dann war das nicht mein oder ihr Fehler, dann hat man einfach etwas neues probiert. Bei mir spielten Suizidgedanken keine Rolle, in dem Fall hätte ich diesen Weg sehr wahrscheinlich nicht riskiert. Es ging mir auch erstmal nicht um einen längerfristig wirksamen Ansatz, mir war vor allem wichtig die akute Situation überbrücken zu können.

Außerdem hatte ich im Hintergrund ja noch 6-8 Wochen später einen Termin bei einem Therapeuten mit Kassenzulassung in Aussicht, den ich zwei Wochen vorher dann doch abgesagt habe. Und es gab ja noch die eine Praxis, die mir begleitend geholfen hat. Die hätten mir übrigens, wenn aus ihrer Sicht nötig, durchaus Psychopharmaka verschreiben können. Ich rechne ihnen hoch an, dass sie nicht nach der „wir haben einen Hammer, jedes Problem ist ein Nagel“-Methode vorgegangen sind.

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