Bachelorarbeit mit Hintergrund Webentwicklung

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Bachelorarbeit mit Hintergrund Webentwicklung
Hat jemand eine Idee welcher Lehrstuhl sich bereit erklären könnte eine Bachelorarbeit mit dem Thema Webentwicklung zu betreuen?
Die eigentliche Webentwicklung könnte ja nur ein Randthema sein. Ob nur Frontend (Angular, React), Backend oder beides im Fullstack wäre ebenfalls nicht ausschlaggebend.
Momentan bin ich etwas ratlos, da ich nichts ähnliches bei den ausgehängten Examansarbeiten gefunden habe…
Danke für eure Tipps !


Was wäre dabei der wissenschaftliche Anspruch? Also es gibt sicher durchaus Webanwendungen mit wissenschaftlichem Anspruch. In der KWARC-Gruppe von Prof. Kohlhase wurden etwa schon Arbeiten dazu verfasst, wo Webseiten bestimmte Daten formalisierter Mathematik visualisieren. Oder die KWARC-Gruppe nutzt auch Jupyter-Notebooks für $dinge. Stichwörter für Ersteres sind “TGView mmt”, “TGView3D mmt” sowohl bei Google als auf Prof. Kohlhase :slight_smile:

Alternativ könnte ich mir irgendwelche Prototypen vorstellen, die bestimmte kryptographischen Techniken zeigen, z. B. was zu homomorpher Verschlüsselung. Siehe https://github.com/morfix-io/node-seal.

Hast du ein paar wissenschaftliche Interessensgebiete? Dann könnten wir dir vielleicht mehr Ideen geben.

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Hab gehört der OSR macht manchmal was in die Richtung.

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Danke für die beiden Beiträge, die KWARC-Gruppe sieht schon sehr vielversprechend aus. Ich selber komme aus dem Computational Engineering und habe eher numerischen Hintergrund mit Fokus auf C++ und Simulationen


F


Es kommt auf deinen eigenen Anspruch an.

Mir sind Fälle bekannt, bei denen ein (fachferner) Lehrstuhl eine popelige Webapp oder eine ein Umfrageformular mit Speicherung in eine Datenbank schon als Masterarbeit abgenommen hat. Ganz böse konnte man auch bei einigen Lehrstühlen unterstellen, dass die schlicht den Aufbau einer von ihnen gerade benötigten Website mittels einer Arbeit billig machen ließen.
Das ist schade und für jeden, der überzeugt Informatik studierte, bitter anzusehen.
Ist aber so.

Kurzum: Wenn du keinen Anspruch an dich selbst hast und schlicht und möglichst ohne echte wissenschaftliche Leistung schnell nur deine Pflichtarbeit abhaken willst, dann brauchst du dich nur in den Bereich der nicht technischen Fakultäten umzuschauen.

Wenn du ernsthaft ein Thema im Bereich der Webentwicklung in Form einer Examensarbeit machen willst, würde ich dir vorschlagen, selbst ein Thema und Konzept zu überlegen und dieses dann einen geeigneten Lehrstuhl bzw. einen geeigneten Betreuer vorzuschlagen.

Im Bereich der modernen Webentwicklung gibt es auch vielfältige Richtungen, die sich für wissenschaftliche Evaluationen anbieten.
Beispiele:

  • SEO,
  • Möglichkeiten und Grenzen der automatischen Evaluation von Websites hinsichtlich Standards wie dem WCAG
  • Evaluation von Techniken zu Structured Data in Websites, u.a. Weiterentwicklung und Optimierung von SCHEMA.org Standards hinsichtlich Performance
  • Evaluation von neuen CSS-Entwicklungen und Standards vs. precompiler Formate, wie SASS/LESS
  • Autoprefixing und Vendor-Code-Techniken
  • Embedding-Standards wie oEmbed und deren Weiterentwicklung,
  • usw.

“Abgenudelt” und out (bei ernsthaften Arbeiten) hingegen sind Arbeiten, wo es schlicht darum geht mit einem selbst entwickelten Spider Websites abzugrasen und eine Analyse drauf zu machen. Oder irgendeine PWA zu machen. Oder -was leider bei fachfernen Lehrstühlen noch gern gesehen wird- eine Datenbank zu coden, in der Daten aus einem Webformular hepeichert werden.

tl;dr: Überleg dir selbst ein Thema. Wenn es cool ist, tatsächlich eine wissenschaftliche Fragestellung beantwortet oder einen innovativen Ansatz hat und überzeugt, findest du dafür auch einen Betreuer.

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Widerspruch! Bei der KWARC Gruppe gibt es das MathWebSearch-Projekt, welches Formeln auf Webseiten extrahiert und suchbar macht. Und die Suche funktioniert etwa modulo Alpha-Äquivalenz! D.h. a^2 + b^2 = c^2 wird auch von d^2 + e^2 = f^2 gematcht.

Wenn dein Hintergrund Numerik und Simulationen sind, dann beachte, dass die KWARC-Gruppe viel Symbolisches/Logisches macht. Du musst wahrscheinlich nicht der Hardcorelogiker werden, um dort eine Masterarbeit zu schreiben, aber ganz drum herum wirst du eben wegen des wissenschaftlichen Anspruchs nicht kommen. Ich kann nicht beurteilen, wie sehr du daran interessiert bist oder wie dir das liegt.

Beim OSR wirst wahrscheinlich eher zufrieden werden, wenn du dich auf Webseiten und das Ecosystem dort beschränken möchtest.


Bei uns in der Medizininformatik gibt es öfter mal Abschlussarbeiten, bei denen der praktische Teil die Entwicklung einer Webanwendung ist. Wie von den Vorrednern schon angemerkt braucht es drum herum aber einen wissenschaftliches Rahmen, denn sonst wäre das Ganze eher für eine Projektarbeit geeignet.
Auch wenn momentan keine Arbeiten ausgeschrieben sind, macht es bei Interesse durchaus Sinn mögliche Betreuer direkt anzuschreiben.


[quote=Marcel[Inf]]

Widerspruch! Bei der KWARC Gruppe gibt es das MathWebSearch-Projekt, welches Formeln auf Webseiten extrahiert und suchbar macht. Und die Suche funktioniert etwa modulo Alpha-Äquivalenz! D.h. a^2 + b^2 = c^2 wird auch von d^2 + e^2 = f^2 gematcht.
[/quote]

Und wo bitte ist der neue Erkenntnisgewinn darin, entweder grafische Objekte zu finden, denen man via Mustererkennung Formeln zuweist oder aber Textschnippsel, die in einer speziellen Form formatiert sind?
Nur weil es nun zufällig ein Matching auf eine (syntaktisch korrekte) Formel gibt, statt einer Katze oder enem Captcha?

Böse gesagt und bitte nicht als Angriff verstehen, denn das soll die Codearbeiot nicht schmälern, aber: Das ist doch nur schlichte, altbekannte Musterkennung, dem man ein wget() drauf gestülpt hat :slight_smile:

2002 hab ich eine Diplomarbeit beaufsichtigt, bei der grafisch formatierte Preise (aus effektreisserische Sonderangebots-Grafiken) von Shops ausgelesen und in Reporting gingen.
TinyEye gibt es ebenfalls seit x Jahren.
Vor einiger Zeit wäre eine automatisch Analyse von reCaptcha2 noch interessant gewesen - aber das wurde inzwischen erfolgreich gemacht.


[quote=Marcel[Inf]]
Widerspruch! Bei der KWARC Gruppe gibt es das MathWebSearch-Projekt, welches Formeln auf Webseiten extrahiert und suchbar macht. Und die Suche funktioniert etwa modulo Alpha-Äquivalenz! D.h. a^2 + b^2 = c^2 wird auch von d^2 + e^2 = f^2 gematcht.
[/quote]

Und wo bitte ist der neue Erkenntnisgewinn darin, entweder grafische Objekte zu finden, denen man via Mustererkennung Formeln zuweist oder aber Textschnippsel, die in einer speziellen Form formatiert sind?
Nur weil es nun zufällig ein Matching auf eine (syntaktisch korrekte) Formel gibt, statt einer Katze oder enem Captcha?

Böse gesagt und bitte nicht als Angriff verstehen, denn das soll die Codearbeiot nicht schmälern, aber: Das ist doch nur schlichte, altbekannte Musterkennung, dem man ein wget() drauf gestülpt hat :slight_smile:

2002 hab ich eine Diplomarbeit beaufsichtigt, bei der grafisch formatierte Preise (aus effektreisserische Sonderangebots-Grafiken) von Shops ausgelesen und in Reporting gingen.
TinyEye gibt es ebenfalls seit x Jahren.
Vor einiger Zeit wäre eine automatisch Analyse von reCaptcha2 noch interessant gewesen - aber das wurde inzwischen erfolgreich gemacht.


[quote=xwolf]
Und wo bitte ist der neue Erkenntnisgewinn darin, entweder grafische Objekte zu finden, denen man via Mustererkennung Formeln zuweist oder aber Textschnippsel, die in einer speziellen Form formatiert sind?
Nur weil es nun zufällig ein Matching auf eine (syntaktisch korrekte) Formel gibt, statt einer Katze oder enem Captcha?[/quote]

  • Matchings kannst du beliebig kompliziert modulo Computation Rules implementieren. Einfachstes wäre Alpha-Äquivalenz.
  • Um das effizient auf großen Datenmengen zu machen, brauchst du eine normalisierte und datenbank-indizierte Darstellung von Formeln.
  • Formeln als Text darzustellen geht dafür gar nicht, du brauchst eine Baumstruktur.
  • Die Formeln stammen aus MathML und idealerweise möchte man auch komplizierte math. Ausdrücke wie Integrale beherrschen.
  • Damit sollte “\int_0^y x dx” als Suchergebnis kommen, auch wenn du “\int_0^z h dh” gesucht hast.
  • Auch sollte “x*x” dasselbe sein wie “x^2”
  • Woher kommen alle diese Computation Rules? Sind diese nicht domänenspezifisch? Wie formalisiert man das am besten? Kann man ein adaptives System erstellen?
  • Matchbarkeit/Unifizierbarkeit/Rewritability sind verwandte Themen und i. Allg. unentscheidbar für Logiken, die man gerne verwenden möchte. Kann man trotzdem versuchen, Teile effizient zu implementieren?

Das alles fällt mir gerade spontan ein als jemand, der damit nie gearbeitet hat. Wahrscheinlich gibt es noch einiges mehr. Also nein, das ist nicht trivial :slight_smile:

Auch wenn Obiges bereits auf MathML basiert, möchte ich anmerken, dass die Extraktion mathematischer Formeln aus Bildern noch aktuelles Forschungsthema. Es gibt einfach zu viele Notationen in der Mathematik, die das nicht trivial machen.


Hi Marcel,
du hast recht, dass kan man alles so machen, aber das ist nicht der Punkt: Was ist daran neu? All das hat man schon vor 20 Jahren in Arbeiten finden können.

Und eigentlich handelt es hier um Mustererkennung über Objekte im Web. Aber nicht um Webentwicklung.


Meiner Auffassung nach wird von Bachelorarbeiten nicht erwartet, dass man da wirklich etwas Neues schafft, eher eine Aufgabe/Problem mit altbekannten Methoden angehen. Etwas Neues kann man in einer Doktorarbeit machen, in Bachelorarbeiten/Masterarbeiten reicht es, wenn der Student sich intensiv und weitesgehend selbstständig mit einem Thema beschäftigt und zeigt, dass er auch wissenschaftlich arbeiten kann.


[quote=xwolf:1591885701]
Hi Marcel,
du hast recht, dass kan man alles so machen, aber das ist nicht der Punkt: Was ist daran neu? All das hat man schon vor 20 Jahren in Arbeiten finden können.

[/quote]Mit dem Anspruch kann man den Großteil der Bachelorarbeiten in die Tonne werfen.

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