Erfahrungsbericht Crypto-Seminar

„Einführung in die Kryptografie“ am i11

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Erfahrungsbericht Crypto-Seminar
Trotz des konzentrierten öffentlichen Interesses der letzten Wochen muss man zugeben, dass die Erlanger Informatik derzeit in Sachen Crypto nicht optimal aufgestellt ist: Zwar gibt es zu den theoretischen Grundlagen die Vorlesungen aus der Mathe und zukünftig auch am i8. Zumindest solange wir die entsprechende Professur noch nicht haben, wird die Anwendung, d.h. Algorithmen und alles darüber hinaus, aber (abgesehen von einem kleinen Kapitel in AppITSec) lediglich im Seminar Einführung in die Kryptografie am Lehrstuhl 11 behandelt. An diesem habe ich letztes Wintersemester teilgenommen und will, auch weil der/die Eine oder Andere nach SoSy vlt. von dem Lehrstuhl abgeschreckt ist, hier von meinen Erfahrungen berichten.

Die Seminarnote setzt sich zusammen aus einem Vortrag (50%), einer schriftlichen Ausarbeitung und einer zwanzig-minütigen mündlichen Prüfung (je 25%). Die Themen für Vortrag und Ausarbeitung entsprechen Kapiteln aus Einführung in die Kryptographie von Johannes Buchmann. Das Buch macht, wie ein typisches deutschsprachiges Standardwerk, einen ordentlichen Eindruck; ist aber auch kein herausragendes Meisterwerk. Unter den Themen finden sich Algorithmen mit ihren entsprechenden Beweisen ebenso wie rein beschreibende Themen (bspw. Public-Key-Infrastrukturen).

Die Qualität der einzelnen Vorträge hängt wie in jedem Seminar natürlich stark von den einzelnen Teilnehmer_innen ab. Wie der Titel des Seminars schon verspricht, handelt es sich allerdings durchweg um echte Einführungen ohne große Detailtiefe. Im Anschluss an den Vortrag wäre eigtl. immer noch die Moderation einer Diskussion gefordert; in der Praxis bedeutet das aber bei ordentlicher Präsentation der Fakten höchstens ein paar Nachfragen.
Die Ausarbeitung soll das Thema nochmals auf zehn bis zwölf Seiten schriftlich festhalten und dürfte in den meisten Fällen auf dem Vortrag basieren. Für Vortrag und Ausarbeitung weitere Quellen neben Buchmann heranzuziehen, ist zwar gern gesehen, aber nicht unbedingt gefordert. Die Benotung ist m.E. recht fair, die Korrektur der schriftlichen Ausarbeitung war detailliert und nachvollziehbar.

Für die mündliche Prüfung, die dann erst in den Semesterferien stattfindet, wird verlangt, über die meisten Themen grundsätzlich Bescheid zu wissen. Das umfasst etwa die Funktionsweise der gängigen Algorithmen, aber keine Beweise. Eine Ausnahme stellt das eigene Thema da, zu dem laut Ankündigung auch in der Prüfung Detailfragen gestellt werden können. Für weitere Informationen siehe mein Prüfungsprotokoll.

Bei uns hatte mit mit Sven Söhnlein einer der beiden Betreuer den Lehrstuhl während des Semesters verlassen, das Seminar scheint kommendes Semester aber, mit zusätzlicher Unterstützung von David Föhrweiser, unverändert wieder angeboten zu werden.
Unterm Strich würde ich es durchaus weiterempfehlen, wenn man sich für Crypto interessiert und über wenig Vorkenntnisse verfügt. Wer etwa über die Funktionsweise von AES und RSA schon Bescheid weiß, wird nicht viel Neues erfahren. Und wer bereits ein anderes Seminar gewählt hat, kann sich dasselbe Wissen auch vergleichsweise einfach mit dem Buchmann-Buch oder einem anderen aneignen.

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Danke für den hilfreichen Erfahrungsbericht.

Bisher habe ich mit Crypto auch noch nicht viel am Hut.
Ich interessiere mich aber auch sehr stark für so ein Seminar bzw. einen solchen Vortrag!